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aus dem Schwarzwälder Boten vom 05.08.2017
Chorreise
macht neugierig auf neue Projekte
Reformationsjubiläum
- Nagolder Kantorei erlebt bei seiner Reise auf Luthers Spuren in Wittenberg
gleich eine Überraschung
Nagold.
Eine Chorreise auf Luthers Spuren ? Ein schieres Muß, wenn 500 Jahre
Reformation gefeiert wird und die Landeskirche zur Fahrt nach Wittenberg
aufruft!
Doch dieses Anstoßes bedurfte es kaum, um die Mitglieder der Nagolder
Kantorei für die Reise zu Luthers hauptsächlicher Wirkungsstätte
zu begeistern.
Und so war es dann auch am ersten Ferientag ein froher Start nach Sachsen-Anhalt.
Die lange Fahrt fand eine Unterbrechung durch eine längere Rast in
Nürnberg, wo man schon in die Geschichte der Reformation eintauchte;
Nürnberg war sehr bald rein protestantisch geworden, was erst Napoleon
beendet hat.
Das trüb-regnerische Wetter wich je mehr, je näher das Ziel
heranrückte. Und da wartete die erste Überraschung, nämlich
die Unterkunft auf dem Schiff "Junker Jörg". Sonst für
die Fahrt von Hamburg an die tschechische Grenze ausgerüstet, lag
sie jetzt vor Wittenberg auf der Elbe als Hotel mit allen Annehmlichkeiten,
die Reisende heutzutage erwarten dürfen.
Der erste Wittenbergtag war ganz der Stadt und den Ereignissen rund um
die Reformation gewidmet. Den Beginn machte eine Stadtführung. Sie
führte durch die vom Krieg nicht beschädigte historische Innenstadt
zu den wichtigen Stätten: von der Schlosskirche mit der Bronzetür
mit den 95 Thesen zum Schloß, das sich mit dem großzügig
gestalteten Innenhof und den Neubauten für das Predigerseminar sehr
ansprechend präsentiert; entlang der schönen Häuserfassaden
mit vielen Erinnerungstafeln an berühmte Persönlichkeiten der
Reformation und der Stadtgeschichte zum Markt mit dem alten Rathaus und
der Stadtkirche St.Marien; hier war Luthers Hauptwirkungsort - neben der
Lehre an der Universität - mit über tausend Predigten. Hier
wurde er getraut und seine Kinder erhielten die Taufe über dem noch
zu besichtigenden Taufbecken; und hier erklärt der Altar von Lukas
Cranach die Hauptanliegen der Reformation: allein das Wort vom Evangelium
Christi, auf Deutsch an die Gemeinde gerichtet; das gemeinsame Abendmahl;
die Beichte, die durch die Gnade Gottes die Erlösung von Sünden
ermöglicht.
Über das Cranachhaus mit schönem Innenhof und der alten Druckerei,
vorbei am Melanchtonhaus ging es zum Lutherhaus, einem großen Anwesen
mit Innenhof, vormals das "Schwarze Kloster" (Augustinerkloster),
das deutlich macht, wie Frau Käthe Luther Wirtschaft führte
angesichts der vielen Haubewohner, Gäste und Angestellten.
All dies konnte nur ein Anstoß sein für eigene Unternehmungen
am Nachmittag: Luthergarten mit 500 Apfelbäumen, Weltausstellung
Reformation mit den "Toren der Freiheit", Asisi-Panorama "Luther
1517","Luther und die Avangarde", Bibelturm und vieles
mehr.
Zum Singen sind wir gefahren, deshalb erfolgte am Abend die erste Probe
in der Württemberghalle, die von der Württembergischen Landeskirche
zur Darstellung der Persönlichkeiten und den Auswirkungen der Reformation
im Süden Deutschlands eingerichtet wurde.
Das von KMD Eva-Magdalena Ammer konzipierte Programm war ausgerichtet
auf die Reformationszeit mit Liedern von Luther, der sich auch der Volkslieder
bediente und sie mit geistlichen Texten unterlegte. So war die Verbreitung
gesichert, wie z.B. bei "Innsbruck ich muß dich lassen"
zu "O Welt ich muß dich lassen" oder "An hellen Tagen"
zu "In Dir ist Freude". Aber auch später wurden Luthers
Worte genutzt; so folgten Werke von Heinrich Schütz, Hugo Distler,
Knut Nystedt, verschiedene Sätze von "Die beste Zeit im Jahr
ist mein" und abschließend "Verleih uns Frieden gnädiglich"
vom gregorianischer Satz, über die original Luthersche Fassung, modernen
Bearbeitungen bis zu Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Diese Auswahl machte den Zuhörern am nächsten Tag in der Württemberghalle
und auf dem Marktplatz sichtlich Freude und regte auch zum Mitsingen an.
Das Mittagsgebet und das Abendgebet wurde vom Chor ebenfalls mitgestaltet.
Noch ein Abend und eine Nacht auf dem Schiff, dann hieß es Abschied
nehmen. Wie schnell geht so eine Reise vorüber. Sie festigt die Chorgemeinschaft
und macht neugierig auf zukünftige Projekte.
Heinrich Kuhn
Bilder von der Chorreise 2017 finden
sich hier
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