Home

Archiv Konzerte Archiv Chorreisen Verschiedenes

aus dem Schwarzwälder Boten vom 12.05.2010

Kantatenorchester ist für Nagold eine echte Bereicherung
Kantorei führt zwei Bach-Oratorien auf / Chorleiterin Eva-Magdalena Ammer sorgt für einen gelösten Chor

Nagold. Die Nagolder Kantorei brachte am Sonntag in der Stadtkirche in einem großen Konzert unter der Leitung von Eva-Magdalena Ammer zwei ziemlich unbekannte Oratorien von Johann Sebastian Bach zur Aufführung: das Osteroratorium (BWV 249) und das Himmelfahrtsoratorium (BWV 11). Beide sind von ihrem Aufbau mit wenig Chören und vielen Arien eigentlich Kantaten.
Der Konzertabend machte insgesamt einen hervorragenden Eindruck. Die Handschrift der neuen Kantorin Ammer war deutlich zu hören. Der Chor sang überraschend locker und gelöst, das Klangbild war sauber und durchsichtig. Man spürte eine gewisse Begeisterung, eine Freude an dieser Musik. Dank der sehr aufmerksamen Leitung waren die Einsätze exakt und vor allem auch an den Anfängen sicher und prägnant. Überhaupt strahlt das ruhige, fließende Dirigat ohne jede Nervosität von Eva-Magdalena Ammer auf Chor und Orchester positive, ermunternde Signale aus.

Die hohen Tonlagen im Sopran (bei jungen Chören oft hart und metallisch) klangen nicht nur sauber, sondern schön elastisch und fast warm. Die einzelnen Stimmgruppen fielen nirgends auseinander, waren kompakt und in sich homogen. Die gesamten Chorsätze an diesem Abend waren sicher und machten daher einen hellen und offenen Eindruck. Lediglich die sprachliche Verständlichkeit könnte noch etwas verbessert werden. Für die zahlenmäßige Unterlegenheit der Männerstimmen lässt sich nur schwer etwas unternehmen.

Die vier Gesangssolisten Susan Eitrich (Sopran), Eike Tiedemann (Alt), Thomas Scharr (Bass) und der für den erkrankten Julius Pfeifer eingesprungene Rüdiger Linn gefielen nicht nur durch ihre kräftigen Stimmen, sondern auch durch ihren lebendigen und engagierten Vortrag.

Das neu gebildete Kantatenorchester gab an diesem Abend einen überraschend positiven und gekonnten Einstand. Das ist für Nagold eine echte Bereicherung. Nicht nur das saubere Musizieren der einzelnen Stimmgruppen - etwa die exakte und dezente Stimmführung in den ersten Violinen, der überzeugende Generalbass in den Arien, die Strahlkraft der Bachtrompeten, die außergewöhnliche Schönheit der ersten Oboe - waren mit Freude zu hören. Man hatte auch den Eindruck, dass hier schon ein feines Zusammenspiel, ein Aufeinanderhören stattfindet.

Das Konzert fand langen und herzlichen Beifall der Hörer.

Ulrich Eißler


Home

Archiv Konzerte Archiv Chorreisen Verschiedenes