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aus dem Schwarzwälder Boten vom 24.11.2009
Den Solopart übernimmt die Kantorin
Das Ehepaar Ammer tritt mit Faurés Requiem erstmals mit der Kantorei in der Öffentlichkeit auf

Nagold. Viel versprochen hatte die evangelische Kantorei Nagold in ihrer Ankündigung zum Requiem opus 48 von Gabriel Fauré (1845-1924) in der Nagolder Stadtkirche und deutlich mehr gehalten.

Faurés Schaffensschwerpunkt lag nicht im Bereich großbesetzter sakraler Musik. Vokal- und Kammermusik machen den größten Teil seines musikalischen Vermächtnisses aus. In der Folge wird er im süddeutschen Raum nicht häufig aufgeführt, und genau darin liegt der Reiz.

"Anspruchsvoll" sollte es sein und "nicht alltäglich". Das hatten sich die neuen Nagolder Bezirkskantoren Eva-Magdalena und Peter Ammer für ihren musikalischen Einstand gewünscht. Die Kantorin freute sich, dass der Chor mitgezogen hat. Nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass die Vorbereitungszeit seit der offiziellen Einführung in der Kirrchengemeinde erst am 18. Oktober begann. So standen gerade vier Wochen bis zum bereits lange im Vorfeld festgesetzten Konzerttermin zur Verfügung. Dank des Könnens und hohen Engagements der Sänger, von denen die wenigsten das Requiem kannten, ist der musikalische Einstieg der neuen Bezirkskantoren vor fachkundigem Publikum rundum gelungen. Erleichtert wurde der Einstieg, da man sich bereits kannte, da Eva-Magdalena Ammer vor 17 Jahren zu Beginn ihrer kirchenmusikalischen Laufbahn in Nagold tätig war. Dekan Ralf Albrecht strahlte wohl am meisten von allen im Publikum und freute sich, mit Ammer die "erste selber singende Bezirkskantorin Nagolds" an der Stadtkirche zu haben. Die Gesamtleitung des Auftritts lag unterdessen in den Händen ihres Mannes Peter Ammer.

Höhepunkt des Konzertes bildete das mehrstimmig gesungene Requiem Faurés von 1888. Als Komposition für Bariton und Sopran-Solisten passte es sehr gut in die Nagolder Stadtkirche. Die Sopran-Soli übernahm Ammer höchstpersönlich und glänzte mit dem "Pie Jesu Domine". Der Baritonist Thomas Scharr verstärkte die Nagolder und übernahm die Soloparts, "Domine Jesu Christe" und "Libera me". Abweichend von Faurés Original ist die heuer dargebotene Fassung erst vor wenigen Jahren von Ingo Bredenbach für Orgel bearbeitet worden und wurde vom Tübinger Studenten der Kirchenmusik, Friedemann Becker, virtuos umgesetzt.

Vor rund 200 Jahren wurde das einzige größere Kirchenwerk Faurés im Januar 1888 in der Pariser Kirche La Madeleine uraufgeführt. "Das Wiegenlied des Todes" war ein baldiger Beititel der Totenmesse, die ihren unaufdringlichen und angenehmen Klang von vielen Passagen zieht, in denen Moll-Klänge von Chor und Orgel in stimmungsvolle Dur-Akkorde übergehen und das Himmelreich ahnen lasssen.

Von Solisten und Chor sehr gut herausgearbeitet, fragt man sich, warum das Werk nicht häufiger Teil eines Konzertes ist. Abgerundet wurde das Konzert mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) in Erinnerung an seinen 200. Geburtstag. Hier kam in einem umfassenden Zwischenspiel Becker an der Orgel zum Zuge. Mit dem Präludium und der Fuge d-moll waren Becker und die Orgel gefordert.

Felix Mendelssohn-Bartholdys Hymne "Hör mein Bitten" von 1844 gab allen Sängern nochmals Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Dem Publikum gefiel es und nach einer andächtigen Pause setzte der stürmische Beifall ein, der die Verantwortlichen in der richtigen Auswahl der Werke bestätigte

Ingo Wetter

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