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Am Sonntag, dem 28. September
2003 war die Kantorei Nagold eingeladen, am Chortag in Maulbronn teilzunehmen.
Der Anlass war das 125 jährige Jubiläum des ersten Chorfestes
des 'Evangelischen Kirchengesangverein für Württemberg', dem
Vorläufer des heutigen 'Verband Evangelische Kirchenmusik in Württemberg
e.V. '.
Das Kirchengesangfest fand am 24. Juni 1878 in Maulbronn statt und wurde
von den 'Kirchengesangvereinen' aus Altensteig, Calw, Nagold, Sulz a.N.,
Waiblingen und Maulbronn ausgeführt.
Viele Sängerinnen und Sänger der heutigen Kirchenchören
aus diesen Städten trafen sich also in Maulbronn, um dort zu singen
und einen wunderschönen Tag unter dem Motto 'Klang - Raum - Wort'
zu erleben. Zum Abschluss des Tages fand um 17 Uhr ein Konzert in der
Klosterkirche Maulbronn statt, bei dem das Oratorium Solomon von G.F.Händel
mit dem Maulbronner Kammerchor und namhaften Solisten unter der Leitung
von Jürgen Budday aufgeführt wurde.
Im Mühlacker Tagblatt vom
2.10.2003 konnte man folgendes darüber lesen :
Theorie
vom "Drang nach Sang"
Unter dem Motto "Klang-Raum-Wort"
trafen sich am Sonntag die Chöre aus Altensteig, Calw, Nagold, Maulbronn,
Sulz am Neckar und Waiblingen, um das 125-jährige Jubiläum des
ersten evangelischen Gesangstages in Württemberg zu feiern. Rund
180 Sänger gestalteten unter Leitung von Kirchenmuskdirektorin Erika
Budday den Festgottesdienst in der Klosterkirche Maulbronn, ganz im Gedenken
an den ersten evangelischen Gesangstag. So kamen die Chöre aus den
selben sechs Ortschaften wie vor 125 Jahren.
Das Programm war sorgfältig ausgewählt. Es erklangen, musikalisch
sehr gut dargeboten, vor allem Sätze von württembergischen Kantoren
der damaligen Zeit wie Immanuel Faisst, Heinrich Lang oder Ernst Hegele,
der beim Gesangstag 1878 die Orgel gespielt hatte. Um eine Brücke
zwischen damals und heute zu schlagen, schrieb auch der Nagolder Bezirkskantor
Stefan Skobowsky, der am Sonntag als Organist fungierte, einen Satz zu
P. Jannsens "Selig seid ihr" und erweiterte das Stück zur
Doppelchörigkeit.
Pfarrer Ernst-Dietrich Egerer hielt die Predigt, in der er auf das Motto
"Klang-Raum-Wort" einging, das auch die verschiedenen Elemente
des Klosters Maulbronn - die wundervollen akustischen Räume, die
Architektonik und die Spiritualität - wiederspiegelt. Der Vorsitzende
des Verbandes "Evangelische Kirchenmusik in Württemberg",
Kirchenmusikdirektor Lothar Friedrich, erinnerte in seinem Grußwort
an die Geschichte des Verbands.
"Einen solchen Tag hat Maulbronn noch nie erlebt", so schrieb
vor 125 Jahren der Maulbronner Bürgerfreund über den Gesangstag.
Auch im Jahr 2003 wurde den Chormitgliedern ein beeindruckendes Programm
geboten. Professor Max Frey von der Münchner Musikhochschule leitete
in der Abt-Entenfuß-Halle einen Workshop, bei dem er mit verschiedenen
rhythmischen und melodischen Elementen interessierte Festteilnehmer zur
chorischen Improvisation anleitete. Mit viel Erfahrung und Sensibilität
ging er dabei auf die Möglichkeiten der Gruppe und des Raumes ein
und schuf für alle Teilnehmer ein beeindruckendes Singerlebnis.
Ein weiterer Workshop wurde angeboten von dem Atemtherapeuten, Theologen
und Schauspieler Klaus Moeller, der den Sängern duch Atem- und Körperübungen
ein neues Körperbewusstsein für das Singen vermittelte. Zwei
besondere Führungen durch die Klosteranlage mit Baudirektor Günter
Bachmann und Wilfried Kirschner wurden sowohl von den auswärtigen
Gästen als auch von den Einheimischen sehr gerne angenommen.
Prof. Dr. Konrad Klek, Universitätsmusikdirektor in Erlangen, hielt
die Festrede unter dem Titel "Vom Drang nach Sang und Klang in unseren
Kirchen". Sehr humorvoll und scharfsinnig ging er hierbei auf den
Sinn und die Geschichte der Kirchenmusikpflege ein. Er betonte vor allem
die gesellschaftliche Relevanz der Kirchenchöre und legte Wert darauf,
dass - nach dem Theologen Heinrich Adolf Köstlin - jedem Christen
der "Drang nach Sang" zu eigen sein müsste, da er eine
frohe Botschaft in sich trage.
Als PDF-Dokument können Sie sich
hier die Ankündigung
des damaligen Chorfestes anschauen, wie sie am 22. Juni 1878 in der
Maulbronner Zeitung 'Der Bürgerfreund' veröffentlicht wurde.
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