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Bericht über die Chorreise 1998 nach Franken
Der Chor wanderte auf dem Pilgerweg des Heiligen Jakobus
von Ursula Richter, Mitglied der Kantorei
Am Beginn der Sommerferien unternahmen die Mitglieder der Evangelischen
Kantorei Nagold eine Chorreise nach Franken. Dieses Reiseziel ist in nur
wenigen Stunden Busfahrt erreichbar und stellt mit seiner abwechslungsreichen
Landschaft und den historischen Städten Ansbach, Rothenburg ob der
Tauber und Nürnberg eine interessante Kulturlandschaft dar. Auch
in diesem Jahr wurde die Fahrt durch ein Team aus Chorleitung und Chormitgliedern
sehr gut vorbereitet. Die »Tips für Touris« schärften
unseren Blick für die Sehenswürdigkeiten und das flexible Programm
wurde unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht.
Auf dem Hinweg zu unserem Quartier in Heilsbronn besichtigten wir eine
kleine Brauerei, die seit 1730 im Besitz der Familie Haag ist. Herr Haag
führte uns nach einem guten fränkischen Essen mit selbstgebrautem
Bier durch das Sudhaus und erklärte uns in unnachahmlichem fränkischen
Dialekt, wie aus Hopfen, Wasser und Malz das allseits geliebte Getränk
gebraut wird.
Nach einem Stadtbummel durch Ansbach, der Stadt des fränkischen Rokoko,
kamen wir in Heilsbronn an, wo unser Quartier war. Heilsbronn ist ein
kleiner Ort zwischen Nürnberg und Rothenburg und beherbergt den umfangreichen
Gebäudekomplex des Zisterzienserklosters Heilsbronn. Neben der in
ihrer hellen Schlichtheit ergreifenden romanischen Kirche ist auch die
sogenannte »Neue Abtei« erhalten, die durch die bayerische
Landeskirche vorbildlich restauriert wurde. Sie wurde von den Mönchen
als Gästehaus genutzt und beherbergt heute das Religionspädagogische
Zentrum der bayerischen Landeskirche. In diesen alten Gebäuden, in
denen die Mönche damals auch den Kaiser empfingen, hatten die Mitglieder
der Kantorei ein wahrhaft würdevolles Quartier!
Die Kirche konnten wir nicht nur durch eine ausführliche Führung
kennenlernen, sondern bei dem Konzert, das wir gaben, auch zum Klingen
bringen und auf diese Weise desto intensiver erleben, Übrigens ist
die Geschichte des Klosters Heilsbronn mit der des Nagoldtals seit dem
11. Jahrhundert miteinander verknüpft, da Mönche des Klosters
Hirsau den ersten Bauabschnitt der Kirche erstellten.
Ein weiteres Konzert fand in der Franziskanerkirche in Rothenburg statt.
Es erklang ein vielseitiges Programm, das Werke alter Meister wie Orlando
di Lasso und Heinrich Schütz bis hin zu zeitgenössischer Musik
von Rolf Schweizer umfasste. Bei den Vorbereitungen für das Konzert
erwies sich die Chorgemeinschaft als tatkräftig. Da der doppelstöckige
Bus nicht durch die mittelalterlichen Stadttore passte, mussten wir in
einem langen Zug die Chorpodeste durch die Stadt tragen und konnten auf
diese Weise Werbung für das abendliche Konzert machen.
Doch war neben Kultur und den Konzerten auch für Bewegung und Erholung
Zeit.
Durch Franken führt der Mittelfränkische Jakobsweg, ein Abschnitt
jenes Pilgerweges, auf dem Menschen seit dem elften Jahrhundert zu den
Reliquien des Heiligen Jakobus in der Kathedrale in Santiago de Compostela
wanderten. Als Wegweiser und Symbol ihres Zieles, der Kathedrale an der
Atlantikküste, diente ihnen die Muschel. So suchten auch wir, acht
Jahrhunderte später, bei schönstem Sommerwetter und guter Laune
unseren Wanderweg nach diesem Zeichen.
Der letzte Tag war der Stadt Nürnberg gewidmet. In einer ihrer Hauptkirchen,
der Lorenzkirche, nahmen wir am Sonntagsgottesdienst teil und gestalteten
ihn musikalisch. In einer Führung wurde uns die Lorenzkirche mit
ihren reichhaltigen Kunstschätzen und ihrer Verbindung zur Nürnberger
Stadtgeschichte durch ihren ehemaligen Pfarrer auf sachkundige und liebevolle
Art nahe gebracht. So geriet die Erklärung des von dem Nürnberger
Veit Stoß gestalteten Kreuzes, das als Lebensbaum das Symbol der
Hoffnung in sich birgt, halb zu einer Predigt, von der wir Zuhörer
auch persönlich profitieren konnten. Solcherart auf vielfältige
Weise bereichert kamen wir wohlbehalten wieder in Nagold an.
Für das nächste Jahr ist mit einer Fahrt nach Greifswald die
Fortsetzung der guten Tradition der Chorfahrten geplant.
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